Vom Acker frisch auf den Teller

Heute möchte ich mit Euch einige Erfahrungen und Gedanken teilen zu den Chancen und Risiken auf dem Weg des Gemüses vom Acker auf unsere Teller. Bin ich glücklicher Nutzer eines eigenen Hausgartens, gehe ich wahrscheinlich schauen was gerade reif ist, ernte und verkoche das Gemüse anschließend. In der Solawi und im Handel stellt sich die Frage, wie das Gemüse – insbesondere das empfindliche Gemüse – dennoch frisch in den Haushalt und auf den Tisch kommt. Je länger Gemüse, Obst oder Pilze unterwegs sind, je mehr es ungünstigem Mikroklima ausgesetzt ist (zu trocken, zu nass, zu kalt, zu warm) umso welker, schimmliger oder auch nur unansehnlicher kommt es bei den Kunden an und sorgt für Verstimmung. Im Folgenden möchte ich um mehr Verständnis für die notwendigen Arbeitsschritte in der Lieferkette werben, aber auch Möglichkeiten für machbare Verbesserungen zeigen.

Beispiele Kopfsalat, Pflücksalat, Mangold, Spinat

Sehr wasserhaltiges Gemüse mit großer Blattoberfläche verdunstet je nach Umgebungstemperatur schnell Feuchtigkeit und welkt dann. Wenn nur die Blätter geerntet werden ohne Strunk/Wurzelansatz noch schneller. Bei Mangold und Pflücksalat ist es aber sinnvoll, die Blätter über einen längeren Zeitraum zu beernten ohne die ganze Pflanze zu nehmen. Was ist zu tun?! Erntezeitpunkt früh am Morgen bedeutet gerade in der Vegetationsperiode „kühl und feucht“. Werden weitere Kulturen an dem Tag geerntet macht es Sinn das empfindliche Gemüse entweder zum Schluss zu ernten oder als erstes und dann schattig und kühl zu stellen. Wird  Kopfsalat gewaschen und anschließend kühl gelagert,  sollte er eine Woche halten. Ich wässere meinen welken Salat eine halbe Stunde in lauwarmem Wasser und er wird wieder knackig. In der Gastronomie wird der Salat meines Wissens nach trocken im Plastikbeutel mit wenig Luft im Kühlschrank aufbewahrt und soll so länger haltbar bleiben. Wenn Ihr eigene Tipps und Erfahrungen habt schreibt sie mir bitte unten in den Kommentar.

Bunte Mangoldblätter

Thema Logistik

Zeit, Entfernung und Personal sind in der Solawi die Schlüssel zu frischem Gemüse. Im ersten Jahr in Untersteinach kamen einige Solawista am Erntetag, haben entweder geholfen oder einfach ihre Kiste abgeholt und die für den Nachbarn gleich mit. Fast wie im eigenen Garten. Ansonsten landet die Ernte im Kühlraum, wird gepackt und ausgeliefert. Im Freigarten bedienen wir wöchentlich mehrere Touren ins Umland. Auch wenn wir die Abläufe ständig optimieren braucht es erstmal  Zeit zum ernten, packen und dann die Zeit der Lieferung an die Haustür. Wenn dann mein Gemüse im Sommer mal bis zu fünf Stunden lang durch die Wärme gefahren wird bevor es bei mir ankommt und dann nochmal ungekühlt vor der Haustür steht bis ich von der Arbeit heim komme sieht das Blattgemüse wahrscheinlich nicht mehr so gut aus. Gekühlter Transport im Sommer und Frostschutz im Winter sind wünschenswert, aber aufwendig, energieintensiv und teuer. Mit mehr Personal schliesslich könnten wir in allen Bereichen noch schneller und zuverlässiger sein. 

Ernte von Kopfsalat

Wenn im kommenden Anbaujahr ein Teil der Solawi-Kulturen direkt in Heinersreuth angebaut werden, werden sich die Verhältnisse rund um Ernte und Auslieferung spürbar verbessern. Warum? Erstens wird es durch die Nähe zum Betriebsstandort der KG besser gelingen, die gepflanzten Kulturen während der Wachstumsphase im Auge zu behalten und zu pflegen. Das gilt ganz besonders für die empfindlichen Kulturen. Der Weg zu Kühlraum und Packstation ist kurz. Eventuell ist zukünftig Selbsternte oder Abholung am Feld machbar. Auch sind Verbesserungen in der „Lieferphase“ denkbar und im Gespräch. In jedem Fall kann ich klar sagen, dass regionaler und ökologischer Anbau eine wichtige und nachhaltige Alternative bietet zum Gang in den (Bio-) Supermarkt. Ich freue mich über Eure Ergänzungen und Eure Kritik in der Kommentarspalte. 

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