Der Streuobstpakt: 1 Million neue Bäume

Als Mitglied des Vereins „Solawi Bayreuth e.V.“ engagiere ich mich seit einigen Jahren in der Pflege einer großen Streuobstwiese im Grenztal bei Obernsees in der Fränkischen. Dort wachsen in Südost-Hanglage über 130 Hochstämme alter Sorten, Walnussbäume, dazwischen Totholz, darunter weidet eine gemischte Schaf- und Ziegenherde.

Da der Baumbestand in Bayern seit Jahren rückläufig ist und immer mehr Streuobstwiesen verschwinden hat die Bayrische Staatsregierung zum Schutz dieser einmaligen Kulturlandschaft gemeinsam mit einigen Verbänden am 18.10.2021 den sog. „Streuobstpakt“ beschlossen: Bis 2035 sollen 1 Million neuer Bäume gepflanzt werden, Bestände werden gefördert und geschützt, über 600 Millionen Euro lässt sich der „Freistaat“ das bis 2035 kosten.

Wir nutzen als Verein die Fördermöglichkeiten und beantragen Baumschnitt-Maßnahmen, Neupflanzungen und weitere Aktivitäten zum Erhalt und enkeltauglichen Entwicklung „unserer“ Wiese. Die Beratung erfolgt durch die untere Naturschutzbehörde, das entsprechende Förderprogramm heißt „Streuobst für Alle“.

 

Foto: Doris Angermann
Foto: Doris Angermann

Die Biodiversität ist mit über 5000 Tier- und Pflanzenarten im Lebensraum Streuobstwiese einzigartig. Bei uns findet man bspw. eine seltene Orchideenart oder den brennesselfarbigen Grünrüssel-Käfer, sehr viele verschiedene Spinnen, Wildbienen und Wiesenblumen. In den Zwischenraum zwischen Mauerwerk und Holzverkleidung einer Hütte ist vor Jahren ein Bienenvolk eingezogen und überwintert seither erfolgreich auf eigenem Honig, Varroa hin oder her.

 

Foto: Doris Angermann
Foto: Doris Angermann

Aus den Äpfeln der Sorten rheinischer Winterrambur, Welschiesner u.a. lassen wir Saft keltern für unsere Mitglieder. Für eine Veredelung zu Cidre habe ich kürzlich eine Fortbildung an der Landeslehranstalt für Weinbau in Veitshöchheim besucht. Denn irgendwie vermarktet werden sollen zukünftig ja die vielen neuen Früchte die da wachsen werden. Bei Cidre sieht man da ein Marktpotential und bietet Schulungen an. Ich persönlich fand die spontane Wildvergährung (Petillant Naturel, kurz „Pet-Nat) in der Flasche spannend bei der keine Hefen zugesetzt werden und auf optionale Zwischenschritte verzichtet wird. Da ist allerdings Vorsicht geboten denn so eine geschlossene Flasche baut bei laufendem Gärvorgang enormen Druck auf sodass es zu Explosionen kommen kann: eine Flaschenbombe. Ich benutze übliche 0,5L Bier-Bügelflaschen (halten bis zu 9 bar) und lasse den Vermostungsprozess vorher im Gärfass erstmal fertig werden. In die Flasche gebe ich ein wenig Zucker für eine Nachgährung in der Flasche dazu, damit sich etwas Kohlensäure aufbaut.

Streuobstwiesen eignen sich hervorragend für Ausflüge mit Schulklassen um den Sinn für die Schönheit der Natur zu wecken und Naturerfahrungen zu machen: Das grüne Klassenzimmer.  Es gibt inzwischen auch eine Ausbildung zu Streuobstpädagogik.

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